Praxis Gemeindepädagogik, Ausgabe 4/2011
Zeitschrift für evangelische Bildungsarbeit
Wir erleben in unserem Lebenslauf eine Unzahl von Übergängen. Das wird von uns teilweise als gewinnendes Fortschreiten vom Niederen zum Höheren, zu anderen Teilen aber auch als Bedrohung oder voll Unsicherheit erfahren. Manches – etwa ein Umzug, ein Schul- oder Arbeitsstellenwechsel – wird im Nachhinein als Gewinn und Segen gedeutet, auch wenn es im Vollzug alles andere als freiwillig geschah.
Auch in horizontaler Hinsicht überschreiten wir permanent Grenzen: Kinder wandern hin und her zwischen getrennt lebenden Familienteilen, Kinder und Jugendliche wechseln ständig zwischen Medien und Peergroups als informellen Lernwelten, zwischen Schule, Musikschule und anderen Freizeitaktivitäten als organisierten Bildungsorten. Erwachsene wechseln ebenso häufig berufliche Einsatzorte, arbeiten gleichzeitig bei mehreren Arbeitgebern und müssen die vielen organisatorischen Herausforderungen bei der Tagesgestaltung der Familienmitglieder managen.
Im Bildungslebenslauf, aber auch in der kirchlichen Arbeit, führen solche Übergänge oft zu Abbrüchen – von einer Schulart zur nächsten bleiben die einen oder anderen auf der Strecke, ebenso von der Krabbelgruppe zur offenen Kindergruppe oder von der Konfirmandenarbeit in die Jugendarbeit, beim Umzug von einem Gemeindebereich in einen anderen …
Zugleich setzt kirchliche Arbeit oft gerade bei den Übergängen an bzw. bietet in Übergängen auch spirituell und seelsorglich ausgerichtete glaubenspraktische Begleitung an. Nicht für alle auch existentiell aufwühlenden Ereignisse wie etwa die Scheidung ist das immer hinreichend im Blick.
Von solchen Gelegenheiten, Angeboten, aber auch offenen Herausforderungen handelt das aktuelle Heft der »Praxis Gemeindepädagogik«. Wir stellen in den Hintergründen den Übergang aus bildungstheoretischer wie auch aus seelsorgerlicher Perspektive zur Diskussion und bieten im Thementeil eine Reihe von Praxisanregungen.
Das kann nicht annähernd erschöpfend geschehen. Eher wollen wir damit eine Diskussion eröffnen: Haben wir in der Gemeindepädagogik die Übergänge genügend im Blick oder richten wir uns nicht noch zu stark an vermeintlich stabilen Angebotsformen aus, die so stabil womöglich gar nicht sind? Ist vielleicht viel mehr im Fluss, als wir in unseren Praxiskonzeptionen annehmen? Agieren wir deshalb mitunter an den tatsächlichen Bedürfnissen unserer Adressaten vorbei?
Fragen, die nur jede und jeder im eigenen Kontext beantworten kann, wozu wir hoffen, Anregungen zu geben.
Die »Praxis Gemeindepädagogik« kann als Einzelheft sowie im kostengünstigeren Abonnement bestellt werden. Nähere Informationen finden Sie hier.