Zeitschrift für evangelische Bildungsarbeit
Seelsorge und Gemeindepädagogik – Gemeindepädagogik und Seelsorge: für die einen ein untrennbarer Zusammenhang, weil jedes kirchliche Handeln, ja jedes soziale Handeln seelsorgliche Dimensionen haben kann. Für die anderen kein unmittelbarer Zusammenhang, weil Seelsorge eine genuin pastorale, pfarramtliche Tätigkeit, Funktion und Aufgabe ist.
Seelsorge in der Praxis hat verschiedene Dimensionen und vor allem vielfältige Ausdrucksformen und ist keineswegs nur auf kirchliche Amtsträger oder berufliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bezogen. Da gibt es ein die Seele bis ins Innerste anrührendes Gespräch zwischen zwei Menschen, ungeplant vor dem Supermarkt oder an der Tür des Klassenzimmers in der Schule. Da stehen Jugendliche einander bei in Fragen der Gestaltung des Lebenslaufs oder in Krisensituationen. Da ist die Erzieherin in der Kindertageseinrichtung konfrontiert mit der Trauer von kleinen Kindern aufgrund des Todes der Oma oder im Gespräch mit dem Vater eines Kindes über dessen zerbrochener Partnerschaft. Da unterstützen Nachbarn und Freunde einander bei der Bewältigung der Pflege des dementen Großvaters und stärken einander auch seelisch, seelsorglich ...
Der Begriff Seelsorge steht für eine Vielfalt psychosozialer Alltagspaxis der wechselseitigen Begleitung, Beratung und Unterstützung von Menschen in ihrer Lebenspraxis. Zur Seelsorge im evangelischen Verständnis wird diese Praxis durch eine geistliche Dimension, wenn nämlich religiöse Menschen, in diesem Fall Christinnen und Christen, diese psychosoziale Praxis im Deutungshorizont des christlichen Glaubens gestalten und inhaltlich füllen. Seinen Ausdruck findet das durch die Einbeziehung religiöser Symbole und biblischer Worte oder Bilder sowie glaubensbezogener Aussagen im Gespräch, insbesondere durch Formen des Gebets, des Segnens oder des geistlichen Zuspruchs.
In unserer aktuellen Ausgabe stellen wir einige dieser Praxisformen vor und beschreiben Hintergründe dafür. Damit verbindet sich die Frage, wie Menschen – ehrenamtlich engagierte und beruflich in der Kirche oder in den Bildungsbereichen tätige – für diese Arbeit qualifiziert und dabei unterstützt werden. Dass sich aufgrund der zunehmenden religiösen Pluralität und der in vielen Regionen mehrheitlich anzutreffenden Säkularität neue Herausforderungen für eine christliche, evangelisch geprägte Seelsorge ergeben, wird an vielen Stellen deutlich.
Wir hoffen, mit den Beiträgen für den wechselseitigen Zusammenhang von gemeindepädagogischem und seelsorglichem Handeln zu sensibilisieren und die Akteure anzuregen, die eigene Praxis auch immer wieder unter diesem Aspekt zu reflektieren und weiter zu entwickeln.
Inhaltsverzeichnis PGP 2/2013
Die »Praxis Gemeindepädagogik« kann als Einzelheft sowie im kostengünstigeren Abonnement bestellt werden. Nähere Informationen finden Sie hier.