Eine Untersuchung zur kanonischen Bedeutung der innerbiblischen Traditionsbezüge in Sprüche 1 bis 9
Arbeiten zur Bibel und ihrer Geschichte (ABG), Band 37
Gregor Reichenbach
Die Verbindungen zum Deuteronomium, zum priesterschriftlichen Schöpfungsbericht und zu den Prosareden des Jeremiabuches stellten in der späteren Perserzeit (450–333 v. Chr.) für den Trägerkreis von Spr 1–9 gültige Verbindungen dar.
Im Hinblick auf ihren synchronen Aussagezusammenhang sowie auf ihre diachrone Entstehungsgeschichte handelt es sich dabei um Verbindungen, die Auskunft über die innere Logik des alttestamentlichen Kanons und seinen Entstehungsprozess geben.
Der protokanonischen Adressierung von Tora und Propheten an das Volk Israel entspricht die Adressierung der Weisheitslehre an den Einzelnen.
Gleichzeitig finden sich Hinweise auf die sukzessive Herausbildung eines Korpus von protokanonischen Schriften und damit auf den Wandel der vorwiegend am Staat orientierten JHWH-Religion der vorexilischen Zeit hin zu einer überwiegend religiösen Überlieferung der nachexilischen Zeit.