ZDTh 36 (2020) 1 = 71
Zeitschrift für Dialektische Theologie (ZDTh), 1|2020
Georg Plasger (Hrsg.)
»Der Christ in der Gesellschaft« – so lautet der fremdartige und aufsehenerregende Titel des Vortrages, mit dem Barth die Lage kurz nach dem Ersten Weltkrieg diagnostizierte und theologisch beleuchtete. Er bildet zugleich die Keimzelle seines theologischen Ansatzes. Dieser Text traf die theologische Zunft in Deutschland und der Schweiz völlig unerwartet. Er schlug ein wie ein Meteor. Der junge Schweizer Pfarrer Karl Barth »war der Öffentlichkeit der deutschen Kirche und Theologie bis zum Herbst 1919 ein Unbekannter. Durch die Konferenz von Tambach wurde er für sie eine bewegende Macht« (Georg Merz).
In seinem Vortrag hat Barth versucht, »die große Beunruhigung des Menschen durch Gott und darum die große Erschütterung der Grundlagen der Welt« im damaligen «Revolutionszeitalter« zu begreifen. Die zeitgenössische »Bewegung« versuchte er von der »Revolution, die vor allen Revolutionen ist« her zu verstehen und dem Handeln Gottes anhand der leitenden Gesichtspunkte »Schöpfung, Erlösung, ...